Wenn
der Grünkohl den ersten Frost bekommen hat, wird es Zeit für
Kohl und Pinkel. So wird das Gericht in Bremen genannt. Doch in
ganz Norddeutschland wird Grünkohl im Winter gegessen, wenn
auch nicht mit der Grützwurst Pinkel. Häufig wird der
Grünkohl als Braunkohl bezeichnet, was sich jedoch auf den
fast ausgestorbenen Langkohl bezieht, der eine bräunliche Farbe
hat.
In
Bremen und Umgebung finden in den Wintermonaten Kohl und Pinkel
Fahrten statt, die meistens von Vereinen und Firmen organisiert
werden. Vor dem Essen wandert man 2 bis 3 Stunden durch die Kälte.
Das macht Appetit. Dabei hat man einen Eierbecher am Hals hängen,
aus dem man Korn trinkt. Anlässe dafür finden sich genug,
z.B. wenn jemand sechs Augen mit einem Würfel wirft. Beim Essen
in der angesteuerten Gaststätte geht es dann genauso feuchtfröhlich
zu und wer am längsten isst, bekommt dann noch einen Freßorden
inform eines Tierkiefers. Doch auch in den eigenen vier Wänden
bietet sich dieses deftige Winteressen an. Folgende Zutaten hatte
ich für 4 Personen.
1,5
kg Blattspitzen frischer Grünkohl, alternativ gefrorener oder
aus dem Glas, 4
Zwiebeln, 30 gr Butter, 1
Liter Brühe z.B. aus Wasser mit 4 TL Brühpulver,
10 Körner
Piment zermahlen, Salz,
Pfeffer, Halbe
Tasse Haferflocken, 4
Pinkel Würste, 4 Bregenwürste, 1 kg Kassler im Stück
mit Knochen, 1,5 kg festkochende Kartoffeln
Der
einfache Weg ist der Kauf von vorbereitetem, tiefgefrorenem Grünkohl.
Ich habe jedoch auf dem Markt einen großen Plastikbeutel voll
frischem Grünkohl erstanden (nicht erschrecken vor dem Volumen,
der Kohl fällt beim Kochen stark zusammen) und beginne zuhause
mit folgenden Arbeiten. Der Kohl wird von Strunken befreit und verlesen.
Mehrmals waschen und sodann in einem großen Topf mit kochendem
Wasser für 3 Minuten blanchieren. In eiskaltem Wasser kühlen
und auswringen. Diesen Kohl setze ich in einem großen Topf
mit Deckel auf, in dem ich zuvor die Brühe mit Pfeffer und
Piment erwärmt habe. Auf das Salzen verzichte ich erst einmal,
da Brühe und Fleisch schon Salz enthalten. Dann rühre
ich zwei kleingehackte Zwiebeln, die ich in Butter angeschwitzt
habe, mit zwei gehackten rohen Zwiebeln unter. Außerdem lege
ich noch das Stück Kassler am Knochen in den Topf. Das Ganze
lasse ich dann bei mittlerer Temperatur 90 Minuten kochen.
Eine
halbe Stunde vor Beendigung der Garzeit streue ich zum Andicken
Haferflocken ein und rühre sie unter, damit Sie nicht klumpen.
Außerdem lege ich die Würstchen in den Topf. Aus Bremen
habe ich zwei verschiedene Sorten Pinkel. Die Zutaten dieser Wurst
aus Speck, Zwiebeln, Flomen, Hafergrütze, Piment, Pfeffer,
und Salz werden in den Mastdarm des Rindes gefüllt, der auch
Pinkeldarm genannt wird. Daher der Name. In Braunschweig habe ich
dann noch rohe und geräucherte Bregenwurst erstanden, in der
sich heutzutage kein Rinderhirn mehr befindet, wie der Name der
Wurst vermuten lässt. Sicherlich finden sich überall regionale
Würste, die zu diesem Essen passen. In Bremen wird auch gestreifter
Speck serviert, der in gezuckertem Wasser gekocht wurde.
Grünkohl
kann man am Vortag zubereiten und kühl stellen. Gut durchgezogen
und aufgewärmt schmeckt er am nächsten Tag noch mal so
gut. Dazu gibt es Salzkartoffeln. Die festkochenden Kartoffeln werden
geschält, gegebenenfalls halbiert oder geviertelt je nach Größe
und in 20 Minuten in kochendem, gesalzenem Wasser weich gegart.
Nun sollte man die Kartoffeln und den Grünkohl getrennt in
großen Schalen mit Löffel auf den Tisch stellen, sodass
jeder nach Belieben seinen Teller füllen kann. Das Fleisch
und die Würste werden auf einer Platte mit Gabel und Messer
angerichtet. Dazu schmeckt Wasser, Bier und zum Abschluss ein Korn.
Letzterer bringt zwar nichts für die Verdauung (da wäre
ein Kaffee besser), hebt jedoch die Stimmung.
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